Ein gesunder, zufriedener Mitarbeiter ist ein produktiver Mitarbeiter. Diese Idee hat bereits viele Arbeitgeber veranlasst, in Wellness- und Gesundheitsangebote am Arbeitsplatz zu investieren. Wenn sich Mitarbeiter wohl in ihrer Haut fühlen, arbeiten sie besser, als wenn es dauernd irgendwo ziept, zwickt und zwackt.
So liegt Wellness für Mitarbeiter voll im Trend, aber die Arbeitnehmer haben im Gegensatz zum Arbeitgeber unterschiedliche Vorstellungen von Wellness am Arbeitsplatz. Sie wollen vor allem grundlegende Dinge wie saubere Luft und einstellbare Lichtverhältnisse. Und damit nennen sie einen entscheidenden Punkt.
Wellness-Angebote am Arbeitsplatz zeigen wenig Wirkung
Business Wellness ist ein großes Geschäft. In den USA bieten mehr als 80% der großen Unternehmen und mehr als 50% der KMU Wellness- und Gesundheitsangebote für ihre Mitarbeiter an. Insgesamt werden rund 50 Millionen Arbeitnehmer damit erreicht. Im Jahr 2019 investierten Firmen in den USA durchschnittlich 3,6 Millionen US-Dollar in Gesundheits- und Wellprogramme am Arbeitsplatz. Die USA weist im Wellness-Business am Arbeitsplatz das größte Wachstum auf, aber auch in Europa scheinen sich die Wachstumszahlen in die gleiche Richtung zu bewegen. Untersuchungen zufolge ist es jedoch an der Zeit, den auf das Gesundheitswesen ausgerichteten Wellness-Hype zu überdenken.
Eine Gesundheitsstudie bei einem Großhandelsunternehmen in den USA mit 32.974 Mitarbeitern, die per Zufallsprinzip ausgewählt wurden, zeigte nach 18 Monaten keine signifikanten Auswirkungen auf klinische diagnostische Messungen, medizinische Kosten und Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung oder Abwesenheit. In einer Studie in einem anderen großen Unternehmen mit 12.000 per Zufallsprinzip ausgewählten Mitarbeitern wurden nach einem Jahr ebenfalls keine signifikanten kausalen Effekte in Bezug auf medizinische Kosten, gesunde Gewohnheiten, Produktivität oder sogar Selbstwertgefühl für die Gesundheit festgestellt.
Gemeinsam ist den Wellness-Programmen in den genannten Studien und bei den Wellness-Angeboten in den meisten Unternehmen, dass sie für Mitarbeiter konzipiert wurden. Das wirft die Frage auf, welche Wellness-Vorteile die Mitarbeiter schätzen und für sich selbst wählen würden.
Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung zu Wohlfühlfaktoren & Produktivität
Future Workplace and View hat 1.600 Mitarbeiter befragt, welche Wellness-Angebote am Arbeitsplatz für sie am wichtigsten sind und welche Auswirkungen sie auf die Produktivität haben. Die Ergebnisse zeigten, dass die Mitarbeiter in erster Linie die Grundlagen wollen: bessere Luftqualität (58%), Zugang zu natürlichem Licht (50%) und die Möglichkeit, die Temperatur in ihrem Arbeitsbereich anzupassen (34%).
Wellness-Angebote wie Fitnesseinrichtungen (16%) und technologiebasierte Gesundheitstools (13%) am Arbeitsplatz standen ganz unten auf der Liste, was für die Mitarbeiter selbst wichtig ist.
Die Luftqualität und natürliches Licht sind die größten Einflussfaktoren für die Leistung, die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Die Hälfte der befragten Mitarbeiter gibt an, dass die schlechte Luftqualität sie tagsüber schläfriger macht. Mehr als ein Drittel gibt an, durch die schlechte Luftqualität unproduktiver zu sein und bis zu einer Stunde zu verlieren. In Arbeitsumgebungen, in denen die Qualität des Innenraumklimas verbessert wurde, waren die Mitarbeiter motivierter und produktiver.
Was sind Wohlfaktoren während des gesamten Arbeitstages?
Untersuchungen bezüglich der Auswirkungen der Raumluftqualität haben ergeben, dass eine verbesserte Belüftung das kognitive Denken verbessert. Insgesamt haben die Untersuchen gezeigt, welche Faktoren für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz am ausschlaggebend sind. Nicht ohne Grund wurden innovative Bürogebäude, sogenannte Hochleistungsgebäude, entwickelt, um das gesamte Nutzererlebnis und Wohlbefinden zu verbessern.
Zu den Strategien gehören unter anderem die Verbesserung der Raumluftqualität, thermischer Komfort, natürliches und künstliches Licht sowie Lärm und Akustik optimal zu gestalten. Dabei werden im Wesentlichen die oben genannten Top-Mitarbeiteroptionen für das Wohlbefinden von Unternehmen berücksichtigt.
Stok hat versucht, die Auswirkungen von Hochleistungsgebäuden (HPBs) zu quantifizieren, indem die Daten von Experten begutachteten Artikeln aus Wissenschaft und Industrie kombiniert wurden. HPBs sollen die Produktivität um 9% steigern und Fehlzeiten um 30% reduzieren. Darüber hinaus erhöhen HPBs die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter weniger wechseln (5%) und dem Unternehmen treu bleiben.
Deloitte reception
Erfolgreiche Praxis-Beispiele mit Wohlfühlklima für Mitarbeiter
Es gibt bereits führende Beispiele für Arbeitsumgebungen, die die Wohlfühlfaktoren von Mitarbeitern berücksichtigen: Das innovative Gebäude EDGE Olympic in Amsterdam ist das "Flaggschiff" von EDGE Technologies und verbindet modernste Technologie mit Nachhaltigkeit. Das Raumklima wird unter anderem anhand von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtstärke und Geräuschpegel überprüft und gegebenenfalls verbessert. Die Lüftungsanlage liefert doppelt so viel Frischluft wie benötigt, das Tageslicht wird maximiert und die sorgfältige Raumaufteilung und Beschallung sorgen für angenehme Geräuschkulissen.
Ein weiteres Vorbild in Sachen Wohlfühlklima am Arbeitsplatz ist das neue Deloitte-Büro in London. Temperatur und Luftqualität werden ständig überwacht, um ein angenehmes Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Möglich macht das ein intelligentes System, welches registriert, wie das Gebäude genutzt wird und vorhersagt, was erforderlich ist, um optimalen Komfort auf möglichst energieeffiziente Weise zu gewährleisten.
Ebenfalls das neue Büro von Danone in Hoofddorp in den Niederlanden bietet den Mitarbeitern ein Wohlfühlklima. Die Temperatur-, CO2- und Lichtwerte werden ständig überwacht. Zudem bietet es viel Tageslicht durch große Fenster und ein Atrium.
Die Vorteile eines energieeffizenten Gebäudes mit optimaler Raumqualität und viel Tageslicht für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz liegen auf der Hand. Die verbesserte Luftqualität und ein angenehmes Lichtniveau wirken sich auf alle Mitarbeiter positiv aus. Wohingegen nur die wenigsten Mitarbeiter an Wellness-Angeboten wie einem hauseigenen Fitnessstudio interessiert sind.
Auf Mitarbeiter ausgerichtete Wohlfühlfaktoren steigern nicht nur die Produktivität, sondern helfen Unternehmen auch, gute Arbeitskräfte anzuziehen und langfristig zu binden.